Farmwork in Japan
Erfahrungen Farmwork in Japan mit AIFS
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Ninotakus
Authentische Einblick ins Farmwork Programm gibt es in dieser ReportageAdnan
Eine Erfahrung, die ich niemals missen möchteAdnan
Eine Erfahrung, die ich niemals missen möchteNach den 3 Wochen in der Sprachschule in Tokio, die mich zurückschauend gut auf den japanischen Alltag vorbereitet hat, kam die Zeit, in der ich mich für die Farmen bewerben musste.
Mir unterlag eine große Auswahl an verschieden Farmen in den verschiedensten Orten Japans. Eine Farm erweckte jedoch besonderes Aufsehen von mir. Ein kleiner Familienbetrieb, der sich auf den Anbau von Süßkartoffel im südlichsten Teil Kyushu‘s spezialisiert hat. Meine Bewerbung ließ nicht lange auf sich warten. Schon nach 2 Tagen bekam ich einen Anruf von der Vermittlerin Julia, dass ich am selbigen Abend mein telefonisches Vorstellungsgespräch halten soll. Auf Japanisch selbstverständlich. Die Aufregung war groß, doch Julia war mir eine große Hilfe und hat mich sehr gut auf das Telefonat vorbereitet.
Es war kurz und schmerzlos. Aber vor allem erfolgreich. Es hieß, ich solle in 3 Tagen anfangen. Die Koffer wurden gepackt und der Flug wurde gebucht.
Ankunft
Mein Flug landete in Kagoshima, die Stadt mit einem der aktivsten Vulkane Japans. Jedoch blieb mir nicht viel Zeit zum Umsehen, denn ich hatte noch drei Stunden Busfahrt vor mir. Das Ziel: Kanoya. Dort sollte mich mein baldiger Chef abholen.
Die Busfahrt war wunderschön. Sie verlief durch einen der unberührtesten Orte Japans. Als ich gegen 18 Uhr in Kanoya ankam, wurde ich nach kurzem Warten auch schon von einem älteren Mann angesprochen. Wir stellten uns gegenseitig vor und er bat mich mitzukommen. Die japanische Gastfreundschaft ließ nicht lange auf sich warten, denn er lud mich zum Essen ein. Ein kleines aber stark besuchtes japanisches Lokal, welches sich auf Schwein spezialisiert hat. Erst später erfuhr ich, um was für ein Lokal es sich tatsächlich handelte. Es servierte nämlich das wertvolle Berkshire-Schwein, auch schwarzes Schwein genannt. Es soll das beste Schwein Japans sein und wird wie das Kobe Rind sehr geschätzt.
Nach dem fantastischen Essen stiegen wir in das Auto meines Chefs und fuhren nach Minamiosumi. Die südlichste Stadt der japanischen Hauptinseln und der Ort, in dem ich die nächsten vier Wochen verbringen würde.
Wir kamen spät abends an. Wir stiegen vor einem kleinen Hotel aus. Das einzige Hotel des Dorfes. Es gehörte meinem Chef. Seine Frau war die Concierge und Köchin des Hauses. Er zeigte mir mein Zimmer. Es war ein schönes, sauberes Zimmer mit eigenem Bett, Bad, Dusche, Toilette, Klimaanlage und sogar einem Fernseher. Handtücher, Zahnbürste und Bettwäsche wurden täglich gewechselt.
Er nahm mich noch einmal mit in den Speisesaal, wo er mir alles nötige über meine bevorstehende Arbeit erklärte, unter anderem Arbeitszeiten, Mahlzeiten etc., bevor wir uns gute Nacht wünschten.
Die Arbeit ging von 7:45 Uhr bis 17 – 18 Uhr, 6 Tage die Woche von Montag bis Samstag.
Arbeit
Um 6:30 Uhr hieß es aufstehen. Das Frühstück wurde um 7 Uhr im Speisesaal serviert, wo ich mit meinen Arbeitskollegen und den momentanen Gästen des Hauses aß. Das Essen war traditionell japanisch und verdiente bei jedem Mal 5 Sterne von mir. Zu jedem Gericht gab es Miso-Suppe und Reis. Morgens gab es meist Spiegelei mit verschiedensten Salaten und Fisch. Mittags wurde auf der Farm gespeist, wo es Bento gab, der sich täglich von dem des gestrigen Tages unterschied.
Das Highlight jeden Tages war jedoch das Abendessen. Es reichte vom frittiertem Schwein zu Sashimi über gebratenes Rind bis hin zu Sushi und Ramen. In meinem Leben habe ich noch nie über so eine lange Zeit so gut und so gesund gegessen, wie in dieser.
Nach dem Essen fuhr ich mit dem Fahrrad, welches mir zur Verfügung gestellt wurde, zur Arbeit. Es war ein kurzer, aber sehr schöner Weg. Auf der Farm trafen wir uns jeden Morgen um 7:45 Uhr zum Meeting vor dem Büro, um das Ziel des Tages zu besprechen. Meine Kollegen waren unglaublich nett und nahmen mich gleich von der ersten Minute an auf. Bis auf meinen Chef und seinen Sohn, mit dem ich die meiste Zeit verbracht habe, sprach niemand Englisch. Jedoch hinderte uns das nicht am täglichen Schulterschluss.
Meine Hauptaufgaben:
- Sortieren und Umladen der geernteten Süßkartoffeln.
- Ernten, Beladen und Sortieren normaler Kartoffeln.
- Renovieren von Gewächshäusern.
- Ernten neuer Süßkartoffelsetzlinge in den Gewächshäusern.
- Das Feld mit den Süßkartoffelsetzlingen bestücken.
- Aufbauen von Elektrozäunen um die Felder herum, um es vor Wildschweinen zu schützen.
- Aushelfen in der Muschelkultur, wo ich tote von lebenden Muscheln aussortieren musste.
- Das tote Muschelfleisch musste ich dann mit bloßen Händen von der Schale trennen und diese säubern.
Um jeweils 9:00 Uhr und 15:00Uhr gab es 15 minütige Teepausen. Getrunken wurde gerösteter grüner Tee. Um 12 Uhr gab es eine 1 stündige Mittagspause, in der Mittag gegessen und zusammen fern geschaut wurde. Um 17 Uhr war Feierabend. Ich fuhr nach Hause, packte meine schmutzige Kleidung in die Wäsche, duschte und aß um 18:30 Uhr zu Abend. Um ca. 19 Uhr hatte ich dann Zeit für mich, in der ich mit dem Fahrrad durch die schöne Landschaft und zum Strand fuhr, mich im einzigen Supermarkt im Dorf vergnügte oder im Bett lag und fernsah. Ich hatte das Glück, dass in der Zeit ein großes Sumo-Turnier statt fand, welches ich täglich verfolgen konnte, bevor ich wieder zu Bett musste um am nächsten Tag wieder fit sein zu können.
Fazit
Ich wusste, worauf ich mich einließ, als ich mich entschied, auf einer japanischen Farm zu arbeiten. Ich wusste, dass es unangenehm und anstrengend werden kann. Jedoch wurden meine Vorstellungen etwas übertroffen.
Die knochenharte Arbeit auf der Farm verbunden mit der tropischen Hitze und Luftfeuchtigkeit und dazukommendem Ekel, auf den ich später zu sprechen komme, haben mich sowohl körperlich als auch mental sehr gefördert.
Die erste Woche war die schlimmste. Mein Körper musste sich erst an die körperliche Belastung gewöhnen. Jedoch hatte die Sonne noch mitzureden, die mir den Sonnenbrand meines Lebens verpasste und meinen Nacken für 5 Tage quasi unbeweglich machte. Dazu kamen der Gestank und der Ekel vor den toten Muscheln der Muschelkultur, an den ich mich gewöhnen musste.
Das alles ging so weit, dass ich mich fragte, warum ich mir das überhaupt antue.
Allerdings verschwand der Frust der ersten Woche schnell und ich fing an zu lernen. Mein Körper gewöhnte sich an die körperliche Belastung. Mein Sonnenbrand wurde besser und ich trug ein Handtuch über meinen Nacken. Und ich lernte, dass man sich nur dann ekelt, wenn man es zulässt.
Ich lernte, Demut zu schätzen. Die Freude, sich nach der Arbeit ins Bett zu legen, war unbeschreiblich. Dass mich etwas so simples so zufriedenstellte, machte mich sehr glücklich. Ich liebte die Arbeit auf der Farm. Es war eine wunderschöne Zeit mit wundervollen Menschen, mit denen ich Angeln ging, zusammen nach der Arbeit "One Piece" schaute und zusammen aß. Ich erinnere mich gerne an diese schöne Zeit zurück.
Es war eine Erfahrung, die ich niemals missen möchte.
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